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Geschlechtsbestimmung
Viele angehende Baumpythonhalter äußern den Wunsch, ein geschlechtsbestimmtes
Tier zu kaufen. Natürlich ist der Wunsch nachzuvollziehen, jedoch sollte
diese Bestimmung auf keinen Fall bei Tieren durchgeführt werden, die
unter einem Jahr alt sind. Baumpythons haben ein sehr fragiles Skelett
und erleiden bei der Geschlechtsbestimmung oft Verletzungen der Wirbelsäule.
Das können Dislokationen (Verschiebungen) der Wirbelkörper sein, was
schließlich zu einem mehr oder weniger ausgeprägten Knickschwanz führt.
Im schlimmsten Fall führt eine Geschlechtsbestimmung durch zu frühes
Sondieren oder Poppen (d.h. Herausmassieren des männlichen Hemipenis)
zu Brüchen und Nervenverletzungen. Betroffene Tiere haben Probleme bei
der Kotabgabe oder leiden an Lähmungen, was neben dem Verlust der Muskelfunktion
auch Verdauungsprobleme und Darmvorfälle auslöst. Leider trifft man
immer wieder auf Züchter, die behaupten, "es zu können" und entgegen
aller Warnungen trotzdem Geschlechtsbestimmungen durchführen. Wir
lehnen eine zu frühe Sondierung grundsätzlich ab! Der Schaden, den
eine Sondierung anrichtet, wird oft erst nach vielen Monaten sichtbar
und die Chance, dass ein sondiertes Jungtier einen Knickschwanz entwickelt,
ist nach dieser Prozedur immer erhöht, egal wie behutsam man dabei vorgeht.
Adulte Baumpythons sollten beim Sondieren von mindestens einer weiteren
Person gehalten werden, damit man die Schlange bei dieser Aktion nicht
verletzt. Erfahrung beim Sondieren weniger wehrhafter und nervöser Schlangen
ist ausdrückliche Vorraussetzung. In vielen Fällen gibt das gestresste
Tier Kot bei dieser Aktion ab, so dass man an eine Unterlage denken
sollte.
Paarung
Wenn die Vermehrung von grünen Baumpythons so einfach wäre, wie bei
diversen Elaphe-Arten, gäbe es wohl wesentlich mehr Züchter und
die Preise wären bei weitem niedriger. Da dem leider nicht so ist, hat
sich der Preis über die Jahre hinweg relativ konstant gehalten. Für
ein Jungtier zahlt man ca. 250-350 €, der Preis für ein einjähriges
Tier liegt bei ca. 500 €. Besondere Farbschläge, z.B. Jungtiere von
Eltern mit hohem Gelb- oder Blauanteil, oder bestimmte Lokalformen sind
noch wesentlich teurer. Nach oben ist derzeit keine Grenze gesetzt.
Wenn man seine Tiere erfolgreich verpaaren will, sollte man die Geschlechter
getrennt halten und nur zur Hauptpaarungszeit (Oktober bis Februar)
zusammensetzen. Einer der Auslöser für Paarungsverhalten ist eine
klimatische Änderung. Der Hauptfaktor ist dabei eine niedrigere nächtliche
Temperatur. Nach bisherigen Kenntnisstand ist eine kürzere
Photoperiode im Terrarium nicht notwendig, da im natürlichen
Lebensraum auch gleichbleibende Lichtbedingungen vorherrschen, eine
um wenige Grad niedrigere Nachttemperatur ist in der Regel
ausreichend..
Ab Oktober sinken die Temperaturen in den meisten Wohnräumen ohnehin
jahreszeitlich bedingt ab, das genügt meistens schon als Auslöser. Falls
es trotzdem zu warm ist kann man das Fenster nachts im Zimmer öffnen,
sollte aber auf Durchzug achten. Die Abkühlungsphase sollte 4-6 Wochen
vor dem Zusammensetzen des Paares stattfinden.
Die Paarungsbereitschaft der Männchen wird häufig dadurch signalisiert,
dass sie verstärkt kühlere Regionen des Terrariums aufsuchen. Der Grund
für die freiwillige Abkühlung scheint die Spermatogenese, also die Bildung
männlicher Keimzellen zu sein. Wenn man das Männchen in das Terrarium
des Weibchens setzt, finden bei "kompatiblen Paaren" in der Regel in
der ersten Nacht Paarungsversuche statt. Falls dies nicht der Fall ist,
ist die Chance auf eine erfolgreiche Paarung in den nächsten Tagen leider
relativ gering. In diesem Fall sollte man ein anderes Männchen testen
oder das Paar nach wieder trennen und nach einigen Wochen nochmals zusammensetzen.
Man kann als "Anreiz" auch die abgelegte Haut eines anderen Männchens
ins Terrarium hängen. Ein zweites Männchen sollte man als Paarungsanreiz
auf keinen Fall zu dem Pärchen setzen, da Männchen zu dieser Zeit sehr
aggressiv reagieren und etwaige Kontrahenten schwer verletzen oder gar
töten können.
Leider ist eine erfolgreiche oder mehrere erfolgreiche Paarungen
noch keine Garantie auf eine Befruchtung. Es ist auch nicht möglich
festzustellen, welche Paarung zur Befruchtung geführt hat. Ein erstes
Anzeichen für einen erfolgreiche Paarung ist eine Futterverweigerung
des Weibchens einige Wochen nach der letzten Kopulation. Zu dieser
Zeit suchen die Tiere auch vermehrt warme Plätze um 29-30°C auf.
Das Männchen interessiert sich im allgemeinen nun auch nicht mehr
für das Weibchen. Falls das Männchen sich doch noch um das Weibchen
bemüht, und das Weibchen deutliche Abwehrreaktionen zeigt, sollte
man es aus dem Becken entfernen. Abwehrreaktionen des Weibchens
sind z.B. "Schlagen" mit den Körperschlingen oder die Abgabe von
Urin. Falls das Weibchen keine Abwehrreaktionen zeigt, kann man
das Männchen auch bis zur Ovulation beim Weibchen lassen. Die meisten
Männchen fangen allerdings erst wieder an zu fressen, wenn keine
Weibchen mehr in der Nähe sind.
Die erste Phase der Trächtigkeit ist die Follikel-(Eizell)reifung
im Eileiter. Man erkennt dies an einer leichten Schwellung in der
Körpermitte. Die Weibchen legen während des Sonnenbadens häufig
die Schlingen auf die Seite, um mehr Wärme aufzunehmen. Leider ist
der Follikelreifung kein genauer Zeitraum zuzuordnen. Ich habe die
Reifung der Eizellen ca. einen Monat nach der letzten Paarung bemerkt
(siehe Foto). Die Weibchen sind allerdings zu diesem Zeitpunkt rein
"technisch gesehen" noch nicht schwanger, da bislang nur die noch
unbefruchteten Eizellen im Eileiter reifen. Die Befruchtung findet
erst mit der Ovulation, dem Eisprung statt. Der Eisprung ist sehr
deutlich erkennbar, da die Weibchen nun in Körpermitte sehr stark
anschwellen und sich dabei für 24-48 Stunden offensichtlich sehr
unwohl fühlen. Die Weibchen werden dabei unruhig und rutschen auf
ihrem Ruheast ständig hin und her, um eine angenehmere Position
zu finden. Während oder kurz nach der Ovulation werden die reifen
Follikel dann mit dem bis dahin gespeicherten Sperma befruchtet.
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Nun beginnt die letzte Phase der Trächtigkeit bis zur Eiablage.
Dieser Zeitraum ist relativ festgesteckt und beträgt im allgemeinen
40-50 Tage nach Ovulation. Viele Weibchen wechseln zu dieser Zeit
die Farbe und nehmen einen deutlichen Blau/Türkiston an. Manche
Tiere verändern die Farbe auch früher oder auch gar nicht. Die Haut
kann dabei ein sehr glänzendes Aussehen annehmen und regelrecht
"lackiert" wirken (siehe Foto links). Einige Tiere werden auch himmelblau.
Kurz vor der Eiablage, meist 14-21 Tage, häuten sich die Weibchen
nochmals, um kurz danach rastlos im Terrarium umherzukriechen. Nun
ist der Zeitpunkt gekommen, eine Ablagebox an geeignete Stelle anzubringen,
die geschützt und eine Temperatur von 27-29°C haben sollte. Auch
nachts sollte dieser Temperaturwert gehalten werden. Ein Vogelnistkasten
für Großsittiche ist auch für Chondros sehr gut geeignet. Der Inhalt
des Nistkasten sollte mit trockenem Moos ausgelegt werden. Es ist
nicht ungewöhnlich, wenn die Weibchen die Box zwischendurch immer
wieder verlassen, um sich weiter zu sonnen. Einige Tage, nachdem
die Weibchen zur Ruhe gekommen sind werden die Eier dann meist morgens
abgelegt. Kurz danach formen die Weibchen die Eier mit ihren Körperschlingen
zu einem Klumpen und nehmen die auf dem Bild zu sehende charakteristische
"Bienenkorb-Position" ein. Die Eier werden aktiv bebrütet, d.h.
das Weibchen thermoreguliert mittels Körperzuckungen, falls das
Gelege zu kühl wird, oder lockert die Schlingen bei zuviel Wärme.
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